Am 30. März hat welt.de online über Chromebooks berichtet. Leider spiegelt der Titel Das große Handicap der Chromebooks von Google nicht den eigentlichen positiven Tenors des Artikels wieder.
welt.de bezieht sich bei dem Artikel auf den Computerbild-Test 7/2014 von vier Chromebooks, die fast alle aktuell auf dem deutschen Markt verfügbar sind. Interessant auch, dass ein klassisches Notebook (Toshiba C55D-A-140) als Vergleich mitgetestet wurde. Im Folgenden gehe ich auf die Punkte des Artikels ein, da ich ein bisschen anderer Meinung bin:
Nur mit Google Account nutzbar
Darauf haben wir ja auch schon hingewiesen. Wenn man aber bedenkt, dass 90% der User, die privat einen Maildienstleister wählen, einen Account bei Google haben, nivelliert sich das wieder etwas. Auch in Kombination mit Google Apps for Business ist das eigentlich kein Problem. Wer wirklich komplett Google-autark sein möchte, für den ist das Chromebook tatsächlich nichts. Das gilt im Umkehrschluss zum Beispiel auch für ein Macbook, wenn man kein Gerät von Apple haben möchte.
Viele Apps an Board
Google liefert einen ganzen Schwung von Anwendungen mit, die auch im profesionellen Einsatz Pflicht sind. Und das kostenlos! Klarer Vorteil gegenüber zum Beispiel Windows, da kostet die Office Lizenz (incl. Outlook) schon so viel wie das ganze Chromebook.
Das meiste läuft im Browser
Ob da nun die Funktionen des Browsers am obigen Rand des Fenster sind oder nicht, macht nicht wirklich so den grossen Unterschied. Eine Anwendung kann in ein eigenes Fenster verschoben werden und mit einer Tastenkombination können die Browserfunktionen ausgeblendet werden. Dass Google Tabellen nicht offline nutzbar ist, ist leider eine veraltete Information, mit den neuen Google Tabellen ist dies auch möglich.
Erstaunlich flott
Flott ist sicherlich ein Wort, das sich das Chromebook auf die Fahnen schreiben lassen kann. Sowohl beim Start rekordverdächtig, als auch in der Bedienung. Mit meinem Acer C720P bin ich in dieser Hinsicht sehr zufrieden. Allerdings muss ich gestehen, ist dies bei Bild.de auch der Testsieger und schlägt sogar das gebräuchliche Notebook von Toshiba mit AMD A4-5000 1.5 GHz Prozessor.
Mini-Speicher
Ja, ich muss gestehen, dass auf der Festplatte der aktuellen Chromebooks nicht wirklich viel Platz ist. Das Chromebook ist nicht darauf ausgelegt alles, was man je an Daten produziert hat (Bilder, Videos, Musik etc.), dauerhaft zu speichern. Selbst mit einem Notebook oder PC wird man diese Daten auf einer externen Festplatte lagern wollen. Schon alleine wegen der Datenverlust Problematik. Da das für das Chromebook sowieso der einzige Weg ist, viel Daten zu speichern, sehe ich hier keinen großen Unterschied.
Google bietet zwar aktuell 100GB kostenlosen Onlinespeicher (für zwei Jahre), meiner Meinung nach aber löst das zum Beispiel das Ablageproblem von vor allem Videos nicht. Wenn man Videos in der Cloud lagert, dann hat man sowieso eh erst einmal ein Performance-Problem, wenn man darauf zugreifen möchte. Da ist eine externe mobile Festplatte sowieso die erste Wahl.
Leichtgewichte mit Akku-Power
Die meisten Chromebooks sind kleiner als 12" und das ist auch gut so. Schnell habe ich mich an die Größe meines Acers gewöhnt und war richtig erschrocken, als ich das augediente 15" Think-Pad wieder in die Hand nahm. Die kleine Größe des Chromebooks ist für mich eher vorteilhaft. Man erkennt trotzdem alles auf dem Bildschirm und hat den Vorteil des geringen Gewichts. Mit einem Chromebook von ca. 1 kg Gewicht geht man unterwegs doch auch viel einfacher um, als mit den Schwergewichten, die bis zum Vierfachen wiegen.
Für den Alltag gerüstet?
Vor allem beim Thema Konnektivität muss ich leider zustimmen, wie hier ja auch schon angemerkt. Dass kein Chromebook des deutschen Marktes die Möglichkeit hat, eine SIM einzulegen, ist eigentlich ein no-go. Standard bei den Notebooks ist das allemal und aus gutem Grund: Man kann sich auf öffentliche WLANs nicht verlassen. Auch der Zugang über den eigenen Handy Hot-Spot ist auch nicht ideal, da umständlich und in meinem Praxiseinsatz nicht wirklich stabil.
Die Meinung, dass es kein großes Büropaket gibt, teile ich nicht. Googles Apps bieten eigentlich alles, was man für den normalen Business-Einsatz braucht (Mail, Kalender, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen). Und was man sonst noch so braucht, liefert das Internet oder Apps anderer Anbieter.
Vorsicht beim Datei-Löschen
Ja gut, da kann ich leider nichts dagegen sagen, ist so. :-)
Fazit
Obwohl der ganze Artikel doch eher positiv für das Chromebook ausgelegt ist, passen Titel und Fazit nicht zum Rest:
Die neuen Chromebooks entwickeln sich langsam zu einer echten Konkurrenz für günstige Notebooks – aber richtig nutzen kann man sie nur, wenn sie im Internet sind. Ohne Anschluss ans Netz gibt's spürbare Einschränkungen.
Wir werden in der Kategorie Praxiseinsatz unterschiedliche Einsatzszenarien zeigen und feststellen, dass bei den meisten Anwendungen sich Notebook und Chromebook im Offlineeinsatz kaum unterscheiden. Daher stimme ich mit Titel und Fazit nicht überein.